Die Rache des Aeolus

Jedes Jahr versammeln sich mitte Oktober einige verwirrte und bunte Catamaransegler auf der Düne von Dieolsheim um dort ihre geheimen Windbeschwörungs-Riten zu zelebrieren!
Die Segler sitzen im Kreis und versuchen durch eifriges vernichten von Höpfner-Pils, "Neuem Wein" und durch das Erzählen von schaurigen Geschichten ("...Damals in Plobsheim, als es mit 9-10bft. geweht hat....") den Windgott herauszuforden!

Aber alles Vergebens!!!
Der Windgott zürnt den Seglern und bestraft sie mit Abwesenheit. Woran das wohl liegt? Die Segel zu bunt? Ein Rumpf zuviel? Oder haben die Hobiesegler vielleicht ihren Schnaps die ganze Saison immer nur selber getrunken und den Windgott dürsten lassen? Die Wahrheit wird man wohl nie erfahren!

Alles liegt still am Baggersee von Dieolsheim. Alles? Nein! Zwei mutige junge Hobie 14 Segler (Axel und Thomas) wollen den Windgott herausfordern. Sie ziehen ihre Boote ins Wasser, denken sich etwas Wind herbei und treiben langsam auf den See hinaus.

Werden sie jemals wieder zurückkommen??

Alles schaut gespannt auf die zwei wagemutigen, die durch hüpfen ihre Boote zum Abheben bringen und durch die entstehenden Wellen den Windgott dazu bringen wollen doch noch etwas Wind herauszugeben.
Doch der läßt nicht mit sich scherzen! Plötzlich fegt eine Bö mit unbändiger Stärke über den See und reißt einen der beiden Catamarane nieder!
Der Schrecken ist den wartenden am Ufer im Gesicht geschrieben, während sie sehen, wie einer aus ihren Reihen mit dem Tode kämpft!
Flugs ist die Kenterleine ausgepackt und um den Rumpf geschwungen. Nun endlich macht sich das hundertfache Training bezahlt und der Luvrumpf hebt sich langsam wieder aus dem Wasser!
Schon liegt der Mast auf dem Wasser. Doch jetzt heißt es noch einmal "alles geben!", denn unser Held kann selbst mit der ganzen Kraft seiner 65kg diesen Baumlangen Mast nicht aus dem Wasser heben. Das Schöpfen mit dem "Gelben Sack" kostet wertvolle Sekunden.

Ob er es rechtzeitig schaffen wird?
Nun ist es soweit! Der Mast hebt sich aus dem Wasser, der Luvrumpf schwingt herüber und setzt mit einem donnernden Krachen auf dem Wasser auf. Jetzt gilt nur noch eines: "Festhalten!"
Das Boot steht sicher und fest auf seinen Schwimmern. Nun noch ein kurzer Schwung auf das Trampolin und schnellstens ans Ufer. Denn: Wer weiß ob das schon alles war?
Geschafft! Wieder auf dem sicheren Boot in seichten Gewässern. Was mag das wohl für ein Gefühl sein, soeben das Weiße in den Augen des Todes erblickt zu haben? Sichtlich ermüdet steigt unser Held vom Boot. Eines steht nun ganz gewiß fest: Das muß gefeiert werden!
...und so fährt man am Ende um viele Jahre gealtert und um einige Lebenserfahrungen reicher wieder nach Hause!

ENDE

Die Handlung dieser Geschichte ist frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit Orten und/oder Persönlichkeiten des wahren Lebens ist rein zufällig!
© Thomas Zink, Bilder: Maria-Theresia Zeidler